2017-06-11-zele-kl„Engagiert für das Dorf. Mehr Freude im Ehrenamt“, unter diesem Motto führte das Zentrum für ländliche Entwicklung (ZeLE) Nordrhein-Westfalen am Samstag erstmals einen Workshop in Hoetmar durch. Rund 40 Teilnehmer aus ganz NRW suchten im Pfarrheim miteinander das Gespräch und bekamen praktische Beispiele, wie Ehrenamt vor Ort gefördert und aufrechterhalten werden kann.

     „Ehrenamtliches Engagement ist in vielen Dörfern in NRW das Grundgerüst des gesellschaftlichen Lebens. Fürsorge, Feste, Sport, Freizeit, Bildung und Kultur sind nur mit dem Einsatz vieler Akteure möglich“, sagte ZeLE-Leiter Dr. Michael Schaloske. Verstärkt sei jedoch festzustellen, dass das ehrenamtliche Engagement auf immer weniger Schultern verteilt sei. Es bedürfe daher guter Strategien, damit sich die Aktiven nicht verausgaben.
     „Hoetmar ist ein Musterbeispiel für hohes bürgerschaftliches Engagement und einen gelungenen Dorfentwicklungsprozess“, sagte Schaloske. Dass diese Vorschusslorbeeren durchaus gerechtfertigt sind, zeigte der anschließende Vortrag von Josef Brand und Stephan Ohlmeier. Die beiden Vertreter der Dorfwerkstatt stellten mit anschaulichen Beispielen den Dorfentwicklungsprozess (DEK) im Bundesgolddorf vor, welcher von allen zahlreichen Bürgern getragen wurde und wir.
     „Wir Hoetmarer haben verstanden, dass unser Dorf nur eine Zukunft hat, wenn wir gemeinsam aktiv werden“, so Brand. Ohlmeier ergänzte: „Als Dorfgemeinschaft sind wir noch enger zusammengerückt und haben das Motto ‚Wir sind das Dorf‘ verinnerlicht.“ Wenngleich mittlerweile zahlreiche Projekte des DEK abgeschlossen bzw. konkret in der Realisierung seien, kündigten beide eine kontinuierliche Weiterentwicklung des DEK an. „Wir sind noch nicht fertig und wir werden hoffentlich nie fertig“, sagte Josef Brand.
     Weitere interessante Vorträge hielten Rüdiger Menzel-Gerling von der Stadt Lippstadt zum Thema Unterstützung und Wertschätzung bürgerschaftliches Engagement durch Kommunen sowie Versicherungsexperte René Hissler vom Bundesverband Deutsche Vereine und Verbände zum Thema „Engagiert – Aber sicher!“. Enttäuscht waren die Zuhörer hingegen vom Vortrag „Da mach ich mit! – Ehrenamt stärken, Engagement fördern“. Anstatt aufzuzeigen, wie beispielsweise Ehrenamtliche gewonnen werden können, stellte Margret Bitter von der Akademie Ehrenamt im Kreis Warendorf die Geschichte des Ehrenamts und die Arbeit der Akademie vor.
     Nach einer Mittagspause kamen die Gäste im „Dorf-Café“ miteinander ins Gespräch. In vier Kleingruppen diskutierten sie folgende Themen: Wie bleiben Haupt-Akteure in Schwung, ohne sich zu verausgaben? Wie gewinne ich Engagierte? Welche Strukturen braucht Ehrenamt heute? Wie kann die Stadt/Gemeinde das Ehrenamt unterstützen? Die Diskussionsergebnisse wurden anschließend im Plenum vorgestellt.
     Ein kurzes Grußwort sprach auch Bürgermeister Axel Linke, der dazu aufrief, ehrenamtlich aktiv zu werden und die Zukunft vor Ort selbst mitzubestimmen. Sorgen machten Linke hingegen die noch immer gültigen Vorgaben der im Mai abgewählten Landesregierung. Insbesondere kleinere Dörfer müssten beispielsweise energisch um kommunale Infrastruktur und die Ausweisung neuer Bau- und Gewerbeflächen kämpfen: „Wir sind hier kein Museum und bestehen nicht nur aus Schweinebauern.“

Text u. Foto: Stephan Ohlmeier